Die wirkliche Bedrohung für die Marktstellung heute aktiver privater Radioveranstalter resultiert daraus, am terrestrischen Digitalradio nicht zu partizipieren – nicht etwa aus ihrer Beteiligung am DAB-Markt.
Diese Kernbotschaft richtete der WorldDAB-Präsident Patrick Hannon an die kommerziellen Radioveranstalter in Europa sowie an die politisch und regulatorisch Verantwortlichen in den beteiligten Ländern. Dafür nutzte er die Bühne des diesjährigen EBU Digital Radio Summit im Februar in Genf.
Hannon selbst hat seinen bemerkenswerten Vortrag hier zusammengefasst; meine Übertragung wichtiger Teile dieses Textes ins Deutsche findet sich hier.
Die deutliche Warnung an die Skeptiker in der Branche erscheint plausibel. Denn mit der stetigen DAB Verbreitung deuten sich beträchtliche Verschiebungen auf dem Radiomarkt an. Weltweit registriert WorldDAB immerhin nicht weniger als 22 Länder unter dem Stichwort DAB/DAB+ Regelbetrieb, 18 davon sind europäische Länder.
Man darf sich fragen, wann der Tipping-Point erreicht sein wird, da sich UKW-basierte Geschäftsmodelle nicht mehr auskömmlich rechnen. Gut dran, wer diese Frage für sich realitätstüchtig beantworten kann. Dazu gehört, der Rolle, die das Internet für das eigene Angebot zu gegebener Zeit tatsächlich spielen könnte, eher passend zu bewerten, denn ideologisch verbrämt.
Hannon führt seine Argumentation mit ökonomischem Ansatz. Das entspricht seiner Position als WorldDAB-Präsident. Die gesellschaftspolitische Perspektive ist durchaus nicht minder relevant für die Zukunft des Radios. Denn bei Verzicht auf einen eigenen digital-terrestrischen Verbreitungsweg muss damit gerechnet werden, dass die Inhalte des Mediums, wie man es kennt, über kurz oder lang im Internet aufgehen, besser: verschwinden. Gesellschaftlicher Diskurs dann also ohne Radio? Wem das nicht als Wert an sich erscheint, mag immerhin anerkennen, dass terrestrisches Radio der letzte verbliebene Zugang zu linear und technisch verbreiteten Angeboten an Information, Bildung oder Unterhaltung ist, für den Menschen nicht mit der Preisgabe persönlicher Daten bezahlen müssen – und auch, dass sich damit ein nicht hoch genug zu veranschlagender Aspekt sowohl persönlicher als auch demokratischer Freiheit verbindet.
Dies vor allem an die Adresse derer, die vorgeben, der Gesellschaft einen guten Dienst zu erweisen, indem sie fordern, das Digitalradio müsse sich rein marktgetrieben durchsetzen. Mit Jandl sei ihnen zugerufen: Werch ein Illtum!