Erheiternd, unterhaltsam, informativ. Gleichwohl beiläufig. Jeden Tag. Das ist Radio für sehr viele Menschen. Radio muss da sein, immer, überall, zu Haus oder im Auto, einfach im Zugriff, wohlklingend. So wird es gemeinhin erwartet. Radio wird eingeschaltet, nicht im Ansatz gezweifelt: Hab‘ ich wohl Empfang?
So selbstverständlich Radio im Alltag funktioniert, so wenig findet seine Verfasstheit Beachtung als Gegenstand öffentlicher Diskussion. Macht nichts, durfte man bislang annehmen. Mitte der 80er Jahre haben sich kommerzielle und andere private Programmveranstalter Zugang zum Radiomarkt verschafft. Ansonsten hat es in den letzten fünfzig Jahren strukturell wenig zu regeln gegeben. Wenig zumindest, das existenziell gedrängt hätte, die praktische Funktionsweise des Radios, wie man sie im Publikum wahrnimmt, in gesellschaftlicher Perspektive zu erörtern.
Diese Zeiten sind vorbei. Definitiv ist es für jede/n von uns an der Zeit, uns für den Hörfunk, wie wir ihn kennen, stark zu machen – so wir denn wollen. Denn der Glaube daran, das Internet zu nutzen biete für „alles“ eine Lösung, macht auch vor dem Radio nicht halt.
Anders als die Hörfunkproduktion, die in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach digital geworden war, ist die terrestrische Programmausstrahlung bis in die jüngste Zeit analoger Natur geblieben (UKW). Jetzt, im Übergang zur digitalen Hörfunkverbreitung, kommen Stimmen auf, die verlangen, auf terrestrische Übertragung zukünftig gänzlich zu verzichten. Radio per Internet ist deren Devise.
Skepsis der Vereinfachung – oder: Antworten im gesellschaftspolitischen Kontext lassen sich nur unter der Voraussetzung auf einen technischen Aspekt reduzieren, dass die Fragen entsprechend simplifiziert daherkommen.
Ob die Radio-per-Internet-Position nun aus apolitischer Perspektive formuliert oder schlicht ökonomisch interessiert vorgetragen wird – ihr gebührt höchste Skepsis! Denn sie missachtet die anhaltende Nutzung des Radios als Antennenradio, die politökonomischen Bedingungen der Angebotsbereitstellung sowie die Bedeutung des Hörfunks für das demokratische Gemeinwesen in Deutschland. Und somit elementare Interessen des Publikums, der Öffentlichkeit.